Optische Täuschungen und wie sie funktionieren

Wer blickt denn da noch durch… Man schaut auf ein einfaches Blatt Papier und hat das Gefühl, dass sich die abgebildeten Formen bewegen. Oder man ist überzeugt, dass zwei Linien unterschiedlich lang sind – obwohl man insgeheim weiß, dass das eigentlich nicht sein kann. Schuld sind optische Täuschungen. Sie spielen unserem Gehirn einen Streich und lassen uns Dinge sehen, die es in Wirklichkeit nicht gibt. Hier erklären wir, wie es zu diesen optischen Täuschungen, auch Illusionen oder 3D Effekte genannt, kommt.

Das Gehirn ist schuld, nicht das Auge!

Einen Irrtum wollen wir gleich zu Beginn aufklären: Unsere Augen funktionieren ganz ausgezeichnet! Bei optischen Illusionen spielt uns unser Gehirn einen Streich. Sie sind nicht auf Augenprobleme zurückzuführen.

Unsere Augen sind für die Wahrnehmung der Sinneseindrücke verantwortlich. Sie nehmen Bilder auf und melden die zugehörigen Informationen an unser Gehirn. Das Gehirn wiederum interpretiert dann diese Eindrücke und versieht sie mit einer Bedeutung. Das heißt ganz einfach ausgedrückt: unsere Augen sehen Dinge, aber erst das Gehirn sagt uns, was wir da eigentlich vor der Nase haben. Nun ist es aber so, dass unser Gehirn mit der Zeit ein bisschen fauler wird. Es passt nicht mehr so gut auf, sondern greift auf Erfahrungswerte zurück. Bei alltäglichen Gegenständen ist das auch kein Problem: unser Gehirn weiß, wie ein Tisch aussieht und muss das nicht jeden Tag neu lernen. Es greift auf die gespeicherten Informationen zum Aussehen des Tisches zurück. Auf diese Weise ordnet das Gehirn allem was wir sehen eine möglichst sinnvolle Bedeutung zu.

Wie entstehen optische Täuschungen?

Genauso arbeiten Gehirn und Auge auch bei visuellen Täuschungen: das Auge meldet die Sehreize meist völlig korrekt an das Gehirn weiter. Das Gehirn verarbeitet die Sinnesreize dann aber fehlerhaft und kreiert etwas, was wir faktisch gar nicht sehen. Das kann zum Beispiel daran liegen, dass das Gesehene zu keiner bisher gemachten Erfahrung passt und in falsche Zusammenhänge eingeordnet wird. Das Gehirn nutzt dann einfach die Informationen, die es schon kennt, und ignoriert die abweichenden. Damit trickst es sich streng genommen selbst aus.

Zu viele Farben sind anstrengend für unsere Augen

Auf unserem Beispielbild oben ist kein konkreter Gegenstand zu sehen. Die Bewegung beim Betrachten lässt sich dadurch erklären, dass die Farbrezeptoren in der Netzhaut unseres Auges mit der Zeit ermüden und keine neuen Reize zum Gehirn senden. Deswegen dominieren dann plötzlich bestimmte Farbtöne. Wir nehmen das Bild dadurch in einer anderen Farbe wahr oder haben den Eindruck, dass es sich bewegt. Deswegen sind Bilder mit optischen Täuschungen auch oft so bunt.

Und was sehen Sie?

Was wir sehen, das glauben wir auch. Doch das menschliche Gehirn lässt sich leichter verwirren, als uns lieb ist. Optische Täuschungen und Illusionen unterschiedlicher Art begegnen uns immer wieder, auch im Alltag. Einige Beispiele haben wir hier für Sie gesammelt:

  • Bewegungsillusion:
    Wir haben das Gefühl, als würden sich einige Teile bewegen oder wie bei einem 3D Effekt hervorstehen. Das sind meistens die Stellen, die das Auge gerade nicht fokussiert. Das liegt daran, dass es keine Anhaltspunkte für die räumliche Lage der Objekte gibt.
  • Größenunterschiede:
    Manchmal erscheinen uns Dinge unterschiedlich lang oder Gegenstände unterschiedlich groß. Bei dieser Abbildung entsteht der Eindruck des Größenunterschiedes allein durch die Ausrichtung der Pfeilspitzen! Sie ist als „Müller-Lyersche Pfeiltäuschung“ bekannt. Erstaunlich, wie leicht sich unsere Wahrnehmung täuschen lässt, oder?

  • Farbtäuschungen:
    Auch Farben können unser Gehirn gewaltig in die Irre führen. Wir nehmen die Farben von Gegenständen nämlich unterschiedlich wahr, je nachdem welche Farbe die Umgebung hat oder wie das Licht darauf fällt.
  • Mehrdeutige Darstellungen:
    Wenn zwei Motive in einer einzigen Abbildung vereint werden, spricht man vom mehrdeutigen Darstellungen. Was sehen Sie auf diesem Bild? Hat man erst beide Motive entdeckt, ist es sehr schwer, wenn nicht sogar unmöglich, eine Variante wieder vollends auszublenden.

 

Sinnestäuschungen im Alltag

Auch in unserem Alltag kommt es immer wieder zu unbeabsichtigten Illusionen für Auge und Gehirn. Ein bekanntes Beispiel ist das Empfinden von Bewegungen und Geschwindigkeiten im Auto. Wenn man längere Zeit auf der Autobahn fährt, merken das die Bewegungsdetektoren im Gehirn. Sie sind für die Wahrnehmung der Vorwärtsbewegung verantwortlich und verringern diese mit der Zeit. Dann wird die Geschwindigkeit langsamer wahrgenommen. Daher kommt auch das irritierende Gefühl, wenn man von der Autobahn abfährt: man bremst, obwohl man das Gefühl hat, eigentlich langsam genug unterwegs zu sein. Mit einem Blick auf die Tachonadel merkt man dann aber ganz schnell, dass Auge und Gehirn uns dabei einen Streich gespielt haben.